In acht Monaten...
werde ich 50 – fünfzig. Eine wirklich anders klingende Zahl, aber auch nur eine Zahl. Nicht mehr und nicht weniger. Was sagt sie aus über mich? Die Frau dahinter und ihre fast fünfzig Lebensjahre? Nichts. Mit Fünfundvierzig habe ich mir erstmals Gedanken darüber gemacht, dass ich gerne noch weitere fünfundvierzig Lebensjahre alt sein möchte. Dass ich meinen 90. Geburtstag feiern will – natürlich gesund und munter und geistig fit und körperlich rege.
Inzwischen bin ich der Meinung, dass auch die 100 ihren Reiz hat. Ich will leben – aktiv und selbstbestimmt – ich will SEIN – in mir, bei mir und mit anderen, wohldosiert.
Ich bin kein Partylöwe, keine Frau, die ständig unter Menschen sein muss, aber wenn ich es bin, dann mit Haut und Haar und Leib und Seele. Ein Treffen mit einer Freundin verläuft in der Regel selten unter vier Stunden und auch sechs sind kein Problem. Ich sauge alles auf, ich gebe alles, höre gerne zu und rede gerne. Ich vergesse die Welt um mich herum, wenn ich mit Menschen kommuniziere.
Vielleicht bin ich deshalb „Therapeutin“ geworden, wobei ich den Begriff gar nicht mag.
Anfangs dachte ich noch, es sei großartig, den Menschen zu helfen, bis mir klar wurde, dass sie sich nur selber helfen können. Ich bin lediglich ihr „Hand-Reicher“, „Lebensgestaltungs-Helfer", "Lebens-Stück-Begleiter" oder einfach nur ihr Zuhörer und ihr Spiegelbild. Sie fordern mich heraus und ich fordere sie. Jede Beziehung, egal ob therapeutisch, beratend oder freundschaftlich/partnerschaftlich besteht aus diesem Zauber des Gebens und Nehmens.
Wer behauptet, dass er die Lösungen für einen anderen kennt, der täuscht sich und die anderen. Wer meint, er wisse etwas besser als ein anderer, der kann über dieses Wissen nur stolpern. Woher soll ich wissen, was für dich gut und richtig ist? Woher soll ich Lösungen deines Lebens kennen?
Was ich finden kann, sind meine eigenen Antworten. Antworten für mein Leben, für all die Themen, die in mir brodeln in unterschiedlicher Intensität und jeden Tag in einer neuen Farbe.
Wo will ich hin mit diesem Leben? Warum möchte ich gerne hundert Jahre alt werden? Was habe ich vor in den nächsten fünfzig Jahren? Was möchte ich für die Welt und für die Menschen tun, was habe ich zu geben?
Warum ist mein wichtigstes Möbelstück eine Hängematte? (Wenn ich nur EIN Teil mitnehmen dürfte vom gesamten Mobiliar, dann würde ich sie wählen). Warum will ich in der Zukunft mit dem besten Mann von allen mit einem Wohnmobil auf Reisen gehen und meine Lebenszeit nicht mit Hausputz vergeuden?
Warum weiche ich immer wieder von meinem eigenen Pfad ab, wenn ich gerade glaubte, die wirklich ehrlich echte Richtung zu kennen?
Fragen über Fragen, die ich mir täglich aufs Neue stelle und auf die ich bisweilen Antworten finde. Aber eigentlich sind es die Fragen, die mich spüren lassen, wer ich bin – nein – wer ich sein könnte…
Was ist es, was du von deinem Leben erwartest? Wovon träumst du?
Womit wirst du die nächsten 10/20/30/40 oder 50 Jahre verbringen?
Glaubst du daran, dass dich genau diese Erwartungen zu deinen Zielen begleiten oder lässt du dich treiben im Meer der Zufälle?
Hast du Pläne im Kopf oder sogar auf Papier?
Hast du auch jeden Tag neue Fragen?
Fühlst du dich lebendig oder eher matt?
Siehst du das Positive in der Welt oder hast du die Welt längst aufgegeben?
Ich bin neugierig auf deine Fragen und Antworten. Ich bin neugierig darauf, ob wir gemeinsame Fragen haben oder gemeinsame Antworten finden.
Können wir entdecken, wie wunderbar unterschiedlich und individuell Menschen ihr Leben gestalten? In Offenheit und Toleranz dem anderen und seiner Vorgehensweise begegnen?
Wie geht ihr da draußen mit den Dingen um, die das Leben jeden Tag für uns bereit hält?
Eure Anja